Regelmäßiges Training gehört bei den Freiwilligen Feuerwehren zum Standard, immerhin müssen die Feuerwehrleute im Ernstfall eine Vielzahl von Handgriffen beherrschen. Dazu gehört auch der Umgang mit technischen Geräten, die bei Verkehrsunfällen eingesetzt werden. Hierzu organisieren die Feuerwehren vielfach Autos von Schrotthändlern oder es werden Fahrzeuge vor der Verschrottung zur Verfügung gestellt. Dass an einem Omnibus geübt werden kann, kommt jedoch ziemlich selten vor. Die Feuerwehren aus Blaufelden, Gerabronn und Schrozberg hatten allerdings jetzt die Möglichkeit, an und in einem ausgedienten Bus zu üben. Die Familie Schmieg – Manfred und seine Söhne Max und Paul sind bei der Blaufeldener Feuerwehr aktiv – stellten nämlich einen Linienbus zur Verfügung, der nach 20 Jahren ausgemustert und verschrottet werden soll.

Das Ziel der gemeinsamen Übung gab der Gerabronner Kommandant Matthias Trumpp zu Beginn bekannt: Angenommen wird ein verunfallter Bus. In diesem sind einige Verletzte, die zusammen mit den Einsatzkräften des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), je nach Schwere der Verletzungen, gleich an einen Sammelplatz gebracht werden oder zunächst im Bus verbleiben, um sie sicher zu retten. Anschließend können Sägen, Trennschleifer, Rettungsschere und Spreizer und weitere Geräte eingesetzt werden, um am Bus zu arbeiten.

Mit der Bauweise und der Technik von Bussen und der Vorgehensweise nach Unfällen hatten sich die Feuerwehrleute zuvor bei Übungsabenden anhand des Lehrfilms eines Busherstellers und vor Ort bei der Firma Omnibus Schmieg vertraut machen können.

Die zuerst am Bus eintreffenden Feuerwehrleute der Blaufeldener Wehr mussten zuerst ein Loch in die Windschutzscheibe schneiden, um ins Businnere zu gelangen, denn die Türen ließen sich von außen nicht öffnen. Über die Notöffnungen war das von innen dann kein Problem. Sogleich waren die ersten Rettungskräfte des DRK im Bus und begannen mit der Sichtung der 15 verletzten Personen. Leichtverletzte, die gehen konnten, wurden von Feuerwehrleuten übernommen, an einen Sammelplatz auf einer Wiese gebracht und dort von weiteren DRK-Kräften versorgt. Blutende Wunden am Kopf oder an der Hand waren realistisch dargestellt. Um auch den Feuerwehren aus Gerabronn und Schrozberg die Arbeit am Bus zu ermöglichen, waren Bereiche gekennzeichnet, die den einzelnen Gruppen zugeordnet waren. Aus jedem dieser Bereiche mussten noch Personen gerettet werden, die schwerer verletzt waren. Manche waren zwischen den Sitzen eingeklemmt, andere bewusstlos oder hatten schwere Kopfverletzungen. Um auch diese Verletzten zu retten, wurden die Sitzlehnen und die großen Seitenscheiben entfernt. Zum Teil wurden auch die Seitenteile unter den Fenstern aufgeschnitten. Durch diese Öffnungen konnten die Verletzten schließlich sicher und auf Rettungsbrettern liegend aus dem Bus gebracht werden. Auch der zwischen Lenkrad und Sitz eingeklemmte Fahrer – dargestellt durch eine Rettungspuppe – konnte nach einiger Mühe und Zeit schonend aus dem Bus gebracht werden. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Notärzten, den Kräften des DRK und den drei Feuerwehren erfolgte ruhig und konzentriert Hand in Hand, trotz der Enge zwischen den Sitzreihen. Bei der Führungsgruppe Nord, die zur Unterstützung des Einsatzleiters Rolf Deeg (Kommandant der Feuerwehr Blaufelden) ebenfalls vor Ort war, wurden 80 Feuerwehrleute und 22 Einsatzkräfte des DRK gezählt, die mit insgesamt 22 Fahrzeugen an der Übungsstelle waren. Von einigen Löschfahrzeugen, die über einhundert Meter vom Bus entfernt standen, mussten Stromaggregate und alle Rettungsgeräte zum Teil mühevoll zum Bus getragen werden. Bei fast sommerlichen Temperaturen war dies anstrengend und schweißtreibend. Unter den Zuschauern befanden sich auch Blaufeldens Bürgermeisterin Petra Weber und Rathausmitarbeiterin Susanne Patz, zu deren Aufgabengebiet die Feuerwehr zählt.

Nach circa zwei Stunden waren alle Menschen aus dem Bus gerettet und die Feuerwehrfrauen und -männer hatten eine Vielzahl von Geräten einsetzen und damit wertvolle Erfahrungen sammeln können. Rolf Deeg bezeichnete die Übung als „super Sache“ und bedankte sich bei den Verletztendarstellern, bei allen ehrenamtlichen Einsatzkräften und vor allem bei der Firma Schmieg für die Bereitstellung des Busses – und nicht zuletzt für Vesper und Getränke, bei deren Verzehr die Übung in der Bushalle noch nachbesprochen wurde. Der Bus – nun ohne Scheiben und Sitze – wird demnächst von einem Schrotthändler vollends zertrennt und abtransportiert.

 

von Thomas Baumann

 

Rund um den Bus und im Inneren waren die Einsatzkräfte mit der Rettung von Verletzten und der Schaffung von Zugangsöffnungen beschäftigt. Auf der angrenzenden Wiese war der Verletztensammelplatz eingerichtet.

 

Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes und der Feuerwehren arbeiteten bei der Rettung der Verletzten eng mit den Notärzten zusammen.

 

Mit der Rettungsschere wurden unter anderem die Türen entfernt.

 

Fotos: Thomas Baumann